Nachhaltig, bio, regional – was jetzt?
- Magdalena Koinegg
- 31. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 1. Aug.

Erst kürzlich hab ich eine Diskussion mit einer Freundin geführt, bei der mir wieder einmal bewusst wurde: Man darf – ja, man muss – Nachhaltigkeit, Bio und Regionalität klar voneinander unterscheiden. Denn nicht alles, was „grün“ wirkt, ist automatisch auch gut gemacht. Und nicht alles, was kein Biosiegel trägt, ist deswegen schlechter.
Es gibt Produkte, bei denen Regionalität essenziell ist – frische Lebensmittel zum Beispiel. Da macht es einen riesigen Unterschied, ob die Erdbeere aus der Südsteiermark oder aus Spanien kommt. Aber es gibt auch Produkte, die sich nicht regional und gleichzeitig nachhaltig herstellen lassen – denken wir an faire Kleidung, technologische Geräte oder Naturmaterialien, die es bei uns schlicht nicht gibt. Hier geht es dann viel mehr um faire Arbeitsbedingungen, transparente Lieferketten und eine Haltung hinter dem Produkt.
Was bedeutet Nachhaltigkeit wirklich?
Nachhaltigkeit ist ein Prinzip. Es geht um Verantwortung – gegenüber Natur, Menschen und Ressourcen. Um ein langfristiges Denken: Was bleibt, wenn wir heute entscheiden?Bei langlebigen Produkten – etwa Möbel, Taschen oder Designobjekten – bedeutet Nachhaltigkeit: Wertigkeit, Reparierbarkeit, ehrliche Materialien. Dinge, die nicht nach einer Saison im Müll landen.
Regionalität: Nähe, Identität, Saisonalität
Regionalität steht für kurze Wege. Starke Regionen. Authentizität.Wer lokal kauft, stärkt die Umgebung, fördert kleine Betriebe, erhält Kulturlandschaften. Besonders bei frischen, schnell verderblichen Produkten ist Regionalität ein echter Gamechanger. Auch für Handwerk oder Lebensmittelmanufakturen ist die Nähe zum Produkt spürbar – im Geschmack, in der Verarbeitung, im Charakter.
Bio ist gut – aber nicht immer genug
Das Bio-Siegel ist ein wichtiges Instrument, das für ökologische Landwirtschaft, Tierwohl und ohne synthetische Pestizide steht. Aber es hat seine Grenzen.
Bio sagt nichts über Transportwege, Verpackung oder faire Arbeitsbedingungen aus. Ein Bio-Baumwollshirt aus Bangladesch ist vielleicht „bio“, aber noch lange nicht nachhaltig.Und: Viele kleine Höfe oder Hersteller:innen arbeiten ohne Biosiegel, aber mit großem Bewusstsein – weil sie sich Zertifizierungen nicht leisten können oder noch konsequenter wirtschaften, als es das Bio-Siegel verlangt.
Was zählt: Haltung statt Etikett
Ich bin der Meinung: Man darf diese Begriffe auch ganz klar voneinander trennen. Nicht alles muss regional sein. Nicht alles muss bio sein. Wichtig ist, dass wir wissen, woher das Produkt kommt, wie es gemacht wird und welche Werte dahinterstehen.
Manche Dinge können nur unter fairen Bedingungen im Ausland produziert werden – etwa weil die Materialien nicht regional verfügbar sind oder weil bestimmte Handwerkskünste dort verankert sind. Dann zählt nicht „regional um jeden Preis“, sondern: Wie wird gearbeitet? Mit welchem Respekt? Mit welchem Impact auf Mensch und Natur?
Wirkliche Verantwortung beginnt bei uns selbst
Was ich mir dabei wünsche: Dass wir uns alle wieder mehr selbst in die Verantwortung nehmen. Dass wir lernen, genauer hinzusehen, nachzufragen, zu hinterfragen – statt nur auf Wortfetzen, Siegel oder Schlagworte zu reagieren. Denn oft glauben wir, etwas zu wissen oder zu verstehen, weil wir einen Begriff schon oft gehört haben. Aber wirkliches Verstehen braucht Tiefe. Und die beginnt dort, wo wir uns selbst informieren, aktiv zuhören und unbequeme Fragen stellen.
Mein Fazit: Bewusstsein vor Perfektion
Es geht nicht darum, alles richtig zu machen. Sondern darum, bewusst zu wählen. Nicht die lautesten Labels oder die grünste Verpackung machen den Unterschied – sondern die Menschen dahinter. Ihre Geschichten. Ihre Entscheidungen.
Und genau das möchte ich mit meiner Kampagne MAKE IT MATTER sichtbar machen: Dass Konsum eine Haltung ist. Dass Produkte Verantwortung tragen. Und dass es sich lohnt, hinzusehen, nachzufragen – und neu zu denken, was für uns wirklich zählt. Was bedeutet Nachhaltig, bio und oder regional für dich?

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